Ein Jahr Hilferufe der Studierenden – Finanzielle Achterbahnfahrt ohne Aussicht auf ein Ende

14.05.2021

Gemeinsame Pressemitteilung der Landesstudierendenvertretungen Baden- Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen

Viele Studierende befinden sich weiterhin in einer schweren finanziellen Notlage. Das Anhalten der Pandemie verschlimmert die Lage zusehends. Das BMBF unter Bildungsministerin Karliczek ändert jedoch weiter nichts an den stark kritisierten Überbrückungshilfen, um den Studierenden unter die Arme zu greifen.

Die Überbrückungshilfen waren schon bei ihrer Ankündigung vor einem Jahr absolut unzureichend und wurden bereits damals von vielen Studierendenverbänden kritisiert. Grund dafür ist v.a. der Höchstbetrag von 500 €, der die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten der Studierenden bei Weitem nicht deckt. Zudem funktioniert dieser als Aufstockung, das bedeutet, dass 500 € nur ausgezahlt werden, wenn der Kontostand unter 100 € beträgt. Dazu kommengroße bürokratische Hürden, die den Antragstellenden das Leben unnötig schwer machen und sie mit abgelehnten Anträgen und zerstörten Existenzen zurücklassen.

„Die Lebenshaltungskosten eines Studierenden im Bundesdurchschnitt liegen bei 867 €. Aufgrund regionaler Unterschiede können diese sogar noch deutlich höher sein. Die Überbrückungshilfen sind dagegen ein Witz. Das BMBF rühmt sich auf seiner Website damit, dass im Schnitt pro bewilligten Antrag 436 € ausgezahlt werden. Im Umkehrschluss heißt das aber, dass diese Studierenden davor bereits weniger als 100 Euro auf dem Konto hatten. Da geht es an die Existenz.” kritisieren die Landesstudierendenvertretungen.

Besonders fatal ist dieser Umstand, da Studierende von den sozialen Sicherungsnetzen der Gesellschaft nicht aufgefangen werden. 93 % der Studierenden sind Vollzeitstudierende und haben keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld oder sonstige Sicherungen. 68 % der Studierenden hatten vor Beginn der Pandemie einen Nebenjob. Trotz Vollzeitstudium sind 86 % davon auf dieses Einkommen angewiesen gewesen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. [1] Schätzungen zufolge haben etwa die Hälfte der Studierenden ihren Job in der Pandemie verloren. [2] Ohne adäquate Hilfe stehen sie vor dem Nichts.

Der Hauptablehnungsgrund für Anträge auf Überbrückungshilfe ist, dass die Notlage, in der sich die Studierenden befinden, nicht pandemiebedingt ist. [3] Studierende, die schon vor der Pandemie kaum über die Runden kamen, gehen leer aus.
Um die Überbrückungshilfen in Anspruch nehmen zu können, muss von den Studierenden mittlerweile nachgewiesen werden, dass sie innerhalb der letzten zwei Monaten versucht haben, ihre pandemiebedingte Notlage zu ändern, zum Beispiel durch abgelehnte Bewerbungen. [4] Aber in den vergangenen Monaten haben weder die Gastronomie noch die Kultur- und Messebranche wieder öffnen können, eine der Haupteinnahmequellen für Studierende.

Es hätte auch eine Alternative zu den Überbrückungshilfen gegeben: Eine Öffnung des BAföG, sodass auch Studierende, die unter normalen Umständen keinen Anspruch auf diese Unterstützung gehabt hätten, mit aufgefangen werden. Im Jahr 2019 wurden 900 Millionen €, die für das BAföG vorgesehen waren, nicht ausgeschöpft. Eine solche Maßnahme wäre also sinnvoll und finanzierbar gewesen. [5] Doch die CDU-Bildungsministerin Karliczek hat sich konsequent geweigert diese einfache Form der Hilfe umzusetzen. Ihrer Meinung nach fehlte dafür die Zeit. [6]

Die Landesstudierendenvertretungen sehen die Probleme mit den Überbrückungshilfen als Symptom eines strukturellen Problems:

“Das BAföG ist veraltet und unterstützt nur noch einen Bruchteil der Studierenden. Anstatt weiter an den ohnehin unzureichenden Überbrückungshilfen herumzudoktern, sollte sich die Bundesregierung endlich eine große BAföG-Reform auf die Fahne schreiben: Eine Reform, die die Förderquoten wieder erhöht, weniger Bürokratie erfordert und sich an den realen Lebensbedingungen der Studierenden misst.”, fordern die Landesstudierendenvertretungen.

Dieses Jahr wird das BAföG 50 Jahre alt. Aktuell gibt es viel Reformbedarf, daran besteht kein Zweifel. Auch die Hochschulrektorenkonferenz, das Deutsche Studentenwerk [sic] und das Bündnis “50 Jahre BAföG – (k)ein Grund zu feiern!?” haben sich deutlich für eine studierendenfreundlichere und realitätsnähere Ausführung des BAföG ausgesprochen. [7,8] Dass es der Regierung jedoch offensichtlich an politischem Willen fehlt, ist für die Landesstudierendenvertretungen unverständlich. Sie wollen auch weiterhin das Thema in die Öffentlichkeit bringen und den Druck hochhalten.

[1] http://www.sozialerhebung.de/download/21/Soz21_hauptbericht.pdf
[2] https://jusohochschulgruppen.de/content/uploads/2020/07/Studieren-w%C3%A4hrend- der-Covid19-Pandemie_Analyse.pdf
[3] https://www.studentenwerke.de/de/content/%C3%BCberbr%C3%BCckungshilfe- f%C3%BCr-studierende-ist
[4] https://www.bmbf.de/de/wissenswertes-zur-ueberbrueckungshilfe-fuer-studierende- 11509.html
[5] https://latnrw.de/offener-brief-studieren-in-zeiten-von-corona/
[6] https://www.forschung-und-lehre.de/lehre/karliczek-gegen-bafoeg-oeffnung-wegen- corona-krise-2704/
[7] https://bafoeg50.de/
[8] https://www.studentenwerke.de/de/content/voll-unterst%C3%BCtzung-f%C3%BCr-die-hrk- forderung

 

Kontakte für Rückfragen:

Landesstudierendenvertretung Baden-Württemberg: Andreas Bauer | +49 (0) 176 32726099 | praesidium@lastuve-bawue.de
Landes-ASten-Konferenz Bayern: Johanna Weidlich | +49 (0) 176 34668303 | sekretariat@lak- bayern.de

Landesstudierendenkonferenz Hessen: Arne Krause | +49 1735376783 | arne.krause@asta- giessen.de
Brandenburgische Studierendenvertretung (BRANDSTUVE) | Jonathan Wiegers (Sprecher) | 01606305603 | sprecherinnenrat@mailbox.org

Landeskonferenz der Studierendenschaften Mecklenburg-Vorpommern | Niklas Röpke | kontakt@asta-rostock.de
LandesAStenKonferenz Niedersachsen | Daryoush Danaii & Lone Grotheer | koordination@lak- niedersachsen.de

Landes-ASten-Treffen NRW: Tobias Zorn | +49 (0) 159 06822482 | koordination@latnrw.de LandesAstenKonferenz Rheinland-Pfalz (LAK RLP) | Belinda Wißmann | +4917655725629 | koordination@lak-rlp.org
Landes-ASten-Konferenz Saarland: Tim Wichmann | +49 681 58 67-104 | asta@htwsaar.de Konferenz Sächsischer Studierendenschaften: Paul Senf | 017681974256 | sprecherinnen@kss- sachsen.de

Posted by presse on in ALLGEMEIN

Kalender

Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
M
D
M
D
F
S
S
28
30
1
2
3
4
5
6
7:00 PM - AStA Sitzung
7
8
9
10
11
12
13
7:00 PM - AStA Sitzung
14
16
17
18
19
20
7:00 PM - AStA Sitzung
21
22
23
24
25
26
27
7:00 PM - AStA Sitzung
28
29
30
31
1
29 Sep
29.09.2020    
18:30-20:00
29.09.2020 | 18:30 - 20:00 Uhr | Max-Samuel-Haus, Veranstaltungsetage | Rostock Schillerplatz 10 Veranstalter: Max-Samuel-Haus Die Ritualmordlegende in der faschistischen Propaganda Gunnar Mokosch, Brown University, [...]
29 Sep
29.09.2020    
19:00
Der AStA (Allgemeiner Studierendenauschuss) trifft sich einmal wöchentlich hochschulöffentlich, immer dienstags 19:00 Uhr. Bedingt durch COVID-19 findet die Sitzung online statt. Interessierte Gäste melden sich [...]
06 Okt
06.10.2020    
19:00
Der AStA (Allgemeiner Studierendenauschuss) trifft sich einmal wöchentlich hochschulöffentlich, immer dienstags 19:00 Uhr. Bedingt durch COVID-19 findet die Sitzung online statt. Interessierte Gäste melden sich [...]
13 Okt
13.10.2020    
19:00
Der AStA (Allgemeiner Studierendenauschuss) trifft sich einmal wöchentlich hochschulöffentlich, immer dienstags 19:00 Uhr. Bedingt durch COVID-19 findet die Sitzung online statt. Interessierte Gäste melden sich [...]
15 Okt
Wer? Das Sprechstundenangebot richtet sich an AbsolventInnen, Studierende, WissenschaftlerInnen oder Alumni, bzw. Gründungsinteressierte mit qualifizierender Berufsausbildung. Was? Ein Antrag auf EXIST-Förderung bzw. ein Landes-Gründerstipendium will [...]
20 Okt
20.10.2020    
19:00
Der AStA (Allgemeiner Studierendenauschuss) trifft sich einmal wöchentlich hochschulöffentlich, immer dienstags 19:00 Uhr. Bedingt durch COVID-19 findet die Sitzung online statt. Interessierte Gäste melden sich [...]
27 Okt
27.10.2020    
19:00
Der AStA (Allgemeiner Studierendenauschuss) trifft sich einmal wöchentlich hochschulöffentlich, immer dienstags 19:00 Uhr. Bedingt durch COVID-19 findet die Sitzung online statt. Interessierte Gäste melden sich [...]
Events on 29.09.2020
Events on 06.10.2020
06 Okt
6 Okt 20
Events on 13.10.2020
13 Okt
13 Okt 20
Events on 15.10.2020
15 Okt
Events on 20.10.2020
20 Okt
20 Okt 20
Events on 27.10.2020
27 Okt
27 Okt 20